Ein spannender Kampf um die Deutsche Vereinsmeisterschaft: Unser Weg zum Vizetitel
Zwischen Weihnachten und Sylvester – während andere gemütlich die letzten Plätzchen genossen oder sich auf das neue Jahr vorbereiteten, machte sich unser Team des Elmshorner Schachclubs auf den Weg nach Sebnitz, einem kleinen Städtchen in Sachsen direkt an der tschechischen Grenze. Der Anlass: die Deutsche Vereinsmeisterschaft U20w.
Dieses Jahr war etwas anders. Zum ersten Mal reisten wir nicht als Außenseiter an, sondern als gesetzter Favorit – eine völlig neue Rolle für uns, die uns gleichermaßen motivierte und unter Druck setzte.
Unsere Mannschaft bestand aus vier Spielerinnen:
- Brett 1: Ornella Falke
- Brett 2: Enna Evering
- Brett 3: Susanna Margaryan
- Brett 4: Emma Neitzel
Insgesamt traten elf Teams an, darunter auch unsere Nachbarn aus Lübeck, die direkt hinter uns als Zweites gesetzt waren. Die Meisterschaft wurde im Schweizer System über sieben Runden ausgetragen, und unser Ziel war klar: Wir wollten um den Titel mitkämpfen.
Ein perfekter Start
Ausgestattet mit nagelneuen Vereinsshirts, gesponsort vom ESC, machten wir uns also auf an die Bretter. Gleich in der ersten Runde trafen wir auf den SV Königsjäger Süd-West, das Team, das am Ende den Titel gewinnen sollte. Wir wussten, dass es keine leichte Aufgabe werden würde, doch wir gingen voller Selbstvertrauen an die Bretter.
Meine Partie gegen Daria Pikki entwickelte sich schnell zu einem echten Krimi. Nach über 5,5 Stunden Kampf konnte ich schließlich in der Zeitnotphase den Sieg sichern. Währenddessen hatten meine Teamkameradinnen an den anderen Brettern bereits den Grundstein gelegt. Mit einem 3,5-0,5-Sieg starteten wir perfekt ins Turnier und zeigten, dass wir zu Recht als Favoriten gehandelt wurden.
Auch die zweite Runde lief erfolgreich, wenn auch holpriger. Susanna an Brett 3 hatte eine schwierige Stellung, nachdem sie sich in der Eröffnung verrechnet hatte, doch die anderen Bretter konnten punkten. Mit einem 3-1-Sieg setzten wir uns an der Tabellenspitze fest.
Am nächsten Tag erwartete uns dann ein harter Brocken: das Team aus Garching, das später die Bronzemedaille holen sollte. Es war ein zäher Kampf, und letztlich trennten wir uns mit einem 2-2-Unentschieden. Leider musste ich in dieser Partie meine erste Schwäche zeigen – ein übersehenes Turmopfer kostete mich einen Bauern, und das Endspiel konnte ich noch Remis halten.
In der vierten Runde wartete ein besonderes Highlight: das Nordduell gegen Lübeck. Beide Teams hatten noch gute Chancen auf den Titel, und die Begegnung versprach, spannend zu werden.
An Brett 1 erwartete mich eine anspruchsvolle Partie gegen Lisa Sickmann, eine junge Spielerin, die mit ihrer beeindruckenden Elo-Zahl und als Spielerin im Bundeskader ein ernstzunehmender Gegner war. Ich schaffte es, sie in der Eröffnung zu überraschen, und konnte die Partie letztlich für mich entscheiden. Auch an den anderen Brettern lief es gut: Zwei Siege und ein Remis unserer Spielerinnen sorgten für einen deutlichen 3,5-0,5-Erfolg.
Die fünfte Runde am nächsten Morgen verlief ähnlich reibungslos. Mit einem weiteren souveränen Sieg bauten wir unsere Tabellenführung aus und gingen mit einem Mannschaftspunkt Vorsprung in die letzte Phase des Turniers.
Ein bitterer Rückschlag in Runde 6
Die sechste Runde war ein Schlüsselspiel. Ein Sieg gegen den SK Lehrte hätte uns eine komfortable Ausgangsposition für die letzte Runde verschafft – nur ein Remis wäre dann noch nötig gewesen, um den Titel zu sichern. Doch es kam anders.
Enna an Brett zwei hatte zuvor als einzige von uns jede Partie gewonnen und war bisher wie ein Fels in der Brandung für unsere Mannschaft gewesen. Doch als auch sie Probleme nach der Eröffnung hatte wurde uns klar, dass uns ein harter Kampf bevorstand.
Emma an Brett 4 geriet nach einem Königsangriff schnell in eine schwierige Stellung und musste sich geschlagen geben. Auch an Brett 3 sah es gut für uns aus, doch am Ende konnte Susannas Gegnerin sich in ein Dauerschach retten. Zwar konnte ich meine Partie recht schnell gewinnen, doch als Enna an Brett 2 schließlich als letzte Partie im Turniersaal noch um ein Remis kämpfte, wurde bald klar, dass es nicht reichen würde. Am Ende verloren wir denkbar knapp mit 1,5-2,5 und mussten die Tabellenführung an den SV Königsjäger I abgeben, die später Deutscher Meister werden sollte.
Es war ein harter Schlag, und die Enttäuschung war groß. Doch wir hatten noch eine Runde vor uns – und die Chance, uns zumindest den Vizetitel zu sichern.
In der siebten Runde zeigten wir nochmal, was in uns steckt. Alle kämpften konzentriert, und mit einem klaren 3,5-0,5-Sieg holten wir uns den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Damit hatten wir Geschichte geschrieben: Zum ersten Mal wurde der Elmshorner SC Vizemeister in der U20w.
Für mich war es ein besonders erfolgreicher Abschluss: Mit 6,5 aus 7 Punkten konnte ich mir den Brettpreis für Brett 1 sichern, eine Auszeichnung für die beste Spielerin auf diesem Brett. Auch Enna an Brett 2 spielte ein herausragendes Turnier und holte mit 6 aus 7 Punkten ebenfalls den Brettpreis für ihr Brett. Auch Susanna und Emma konnten mit 4 aus 7 Punkten ebenfalls stolz auf ihre Leistung sein.
Die Deutsche Vereinsmeisterschaft in Sebnitz war eine intensive Erfahrung mit allem, was Schach ausmacht: spannende Partien, harte Rückschläge und Momente, auf die wir stolz sein können. Natürlich hätten wir uns den ersten Platz gewünscht, aber der Vizetitel ist ein toller Erfolg – besonders, da es mein letztes Jugendturnier und meine letzte DVM mit diesem Team war.
Auf der Heimreise machten wir noch einen Abstecher zu Burger King, um den Abschluss des Turniers zu feiern. Sebnitz wird uns sicher in Erinnerung bleiben – wegen der Partien und der gemeinsamen Zeit als Team. Vielleicht schafft der Elmshorner Schachclub ja bald wieder den Sprung an die Spitze.
Wie bedanken uns als Team recht herzlich für die tolle Organisation des Turniers und für die Große Unterstützung durch den Elmshorner SC, der diesen Erfolg und dieses tolle Erlebnis für uns möglich gemacht hat.
Alle Partien und Ergebnisse zum Nachlesen:
https://www.deutsche-schachjugend.de/2024/dvm-u20w