Über den Wettergott und die Schachgöttin

Torsten tauchte gestern Abend gegen 22h30 wieder im Hotel auf. Die Schachgötter waren ihm nicht hold und er musste gegen den Fide-Meister nach 34 Zügen die Segel streichen. Auf Platz 813 von 935 der Setzliste in der A-Gruppe war auch nicht wirklich mit einem Sieg zu rechnen und für einen halben Punkt hätte er sich nicht irgendwann in der Partie auf einen Irrweg begeben dürfen. Auf jenem Irrweg ging ihm ein Bauer abhanden und die Niederlage gegen die Nummer 345 der Setzliste war nach wenigen weiteren Zügen besiegelt. 

War ihm die Schachgöttin Caissa (siehe Step vom 22.08.2022 in „Auf nach Magdeburg“) heute eher gewogen? Auf Grund des Spielmodus müsste es bei der Partie am heutigen Morgen gegen jemanden gehen, der gestern Abend ebenfalls verloren hat. Das wären dann 374 potentielle Gegner. Nicht daß es damit automatisch einfacher würde: in Runde 1 wird das Feld nach Setzliste geteilt und der 1. der oberen Hälfte spielt gegen den 1. der unteren Hälfte, der 2. gegen den 2. usw. (wie beim Tennis). Für alle folgenden Runden fügt ein Computerprogramm dann die Paarungen zusammen. Vielleicht verbirgt sich zwischen den Zeilen, Bits und Bytes doch noch der Geist der Schachgöttin Caissa. Nennt sich Schweizer System (die Schweizer haben also nicht nur Ricola erfunden).

Der Wettergott ist im Handy-Zeitalter ziemlich berechenbar geworden. Und Petrus hat heute genau das abgeliefert, was die WetterApp meines Vertrauens für heute prognostiziert hatte: es regnete. Nicht Cats & Dogs, eher so ein typisch Norddeutscher Nieselregen mit einer Konstanz als würde es durch KI gesteuert. Und es ist Karfreitag – nicht mal die Museen haben auf. Damit ist der bisherige Schrittrekord von gestern keinesfalls in Gefahr. Statt durch den Schlossgarten zu spazieren gab es bis zum Beginn von Torstens dritter Runde im 15h Sudoku bzw. Lesen im Hotel. Und wieder hat die WetterApp eine perfekte Vorhersage geliefert und pünktlich nachdem ich Torsten zur 3. Runde um 15h im Spielsaal abgegeben hatte, hörte der Regen auf. 

Also ab in die Straßenbahn zum Residenzschloss. Die Fahne mit dem Stadtwappen auf der Schloßkuppel hing zwar schlapp-nass durch den Regen herunter, aber trotz bewölktem Himmel gab es eine Runde Spazierengehen durch den Schlossgarten. Eine sehr ansprechende Anlage, natürlich einem Englischen Garten nachempfunden. Wenn im Sommer alles blüht muß es ganz herrlich (oder gar herrschaftlich) sein. Jetzt brachten die Frühlingsblüher zumindest schon ein paar Farbtupfer fürs Auge.

Morgen soll laut Vorhersage hier die 20-Grad-Grenze geknackt werden und für den Tag habe ich schon einen Plan. Mehr dazu also morgen. Es macht mir immer viel Spaß, in unbekannten Städten den ÖPNV zu benutzen. Fühlt sich wie kleines Abenteuer an. Das größte dieser Abenteuer war vor vielen Jahren in Rio de Janeiro als ich ein paar Kollegen überzeugen konnte, den Weg vom Hotel an der Copa Cabana zur Christus Statue mit Öffis statt Taxi zu bewältigen. Hat trotz ausgeprägter Skepsis der (männlichen) Kollegen super geklappt. Auch hier in Karlsruhe scheint es easy zu sein – zumindest bin ich dort gelandet wo ich hinwollte und auch bin ich wohlbehalten wieder im Hotel angekommen. 

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