26.03.: „Einer von 2.700

Heute morgen geht es also los nach Karlsruhe. Auf zu dem weltweit größten Offenen Schachturnier, dem „Grenke Open“. 

Gestern hab‘ ich auf der Meldeliste nachgeschaut: frei nach Max Giesinger ist Torsten „Einer von 2.700“. Und natürlich geben sich diverse Titelträger dort die Ehre (mehr als 50 Großmeister, über 100 Internationale Meister und Unmengen an Fide-Meistern). Es wird sich wohl nicht vermeiden lassen, daß Torsten dem einen oder anderen Titelträger während des Turniers gegenüber sitzen wird. Hoffentlich kann er auf dem Turnier ein paar Pünktchen seinem Wertungszahl-Konto gutschreiben und sich etwas näher an das Ziel Fide-Meister (> 2.300) heranrobben. Das Turnier wird für ihn auf jeden Fall ein Erlebnis werden. Und ich? Es gilt eine neue Stadt zu erkunden! Natürlich habe ich mich vor der Abreise schon mal mit Karlsruhe beschäftigt (siehe „Fächergrundriss & Justitia“). Mal gucken, wo es mich die Tage so hin verschlägt … Wenn, ja wenn für den Tabellenführer der 2. Fussballbundesliga am Osterwochenende ein Auswärtsspiel im Karlsruher Wildparkstadium angesetzt gewesen wäre, hätte ich schon einen Plan gehabt; aber St. Pauli spielt am Sonntag zuhause am Millerntor. 

Zurück zum Turnier: parallel zu den 2.700 Spielern des Amateurturniers gibt es ein Einladungsturnier mit Magnus Carlsen, dem amtierenden Weltmeister (aus China) und weiteren vier Weltranglistenspielern. Ab Karfreitag finden deren Partien im gleichen Saal statt – allerdings auf einer großen Bühne vom „Fußvolk“ getrennt.

Die Vorbereitungen für so ein Mammutturnier müssen gigantisch sein. Nur mal ein paar Zahlen (für 2.700 Teilnehmer) was alles im Kongresszentrum zusammengekarrt werden muss:

– 1.350 Bretter (bei 2,8 kg pro Brett ca. 3,7 Tonnen)

– 43.300 Figuren (plus ein wenig Reserve)

– 2.700 Schachuhren und Kugelschreiber

– ca. 25.000 Partieformulare

Weiterhin müssen die Ausrichter den bekannt hohen Kaffee-Konsum der Schachspieler berücksichtigen. Nehmen wir mal an, der durchschnittliche Konsum pro Spieler liegt bei 1,5 Tassen pro Runde. Damit ergibt sich für den gesamten Turnierverlauf ein Bedarf an Kaffee von mehr als 3.600 Litern. Das würde mal paddelig ca. 24 Badewannen füllen. 

Für Torsten geht das Turnier am Gründonnerstag um 18h los; somit haben wir den ganzen Mittwoch und fast den ganzen Donnerstag zum ersten Erkunden der Stadt. 

Und übrigens: mit dieser Reise kommt der Audi der Entfernung Erde-Mond mindestens 1.300 km näher …

Mal keinen Stau am Elbtunnel und auf der gesamten Strecke – manchmal haben wir die Jungs und Mädels auf der Gegenrichtung bedauert, da war manchmal kilometerweit Stillstand. Beim Check-in im Hotel gab es gleich mal ein Sektchen/Bierchen als Willkommensgruß, ein guter Anfang.

27.03. „Es ist windig in Karlsruhe“ 
Da kommt man aus Hamburg, wo es eigentlich nie ohne Wind geht und dann pustet es hier ganz ordentlich – aber kein Problem solange es nicht regnet.

Hattet Ihr schon mal ein Problem, im Hotelzimmer den Fernseher auszuschalten? Ich schon. Gestern. Es fand sich auf der mit zahlreichen Tasten belegten Fernbedienung keine Taste mit dem üblichen on/off Symbol. TV ist von Grundig und scheinbar nur über den Master-Schalter hinten am Gerät auszuschalten. Komisch nur, dass das Einschalten über die +Taste der Fernbedienung funktionierte. Einen weiteren Kampf im Hotelzimmer im 9. Stock, den ich verloren habe, war mit dem Fenster: natürlich hab‘ ich es bei Ankunft geöffnet, konnte es aber nicht wieder verschließen. 

Es gab ein gutes Frühstück im Hotel (mit „Eierschalensollbruchstellenverursacher“).

Der Plan für heute lautete: Zeit bis 15h, ab 15h mal den sechs Super-Grossmeistern über die Schulter blicken und abends mit einem meiner Lieblingswegbegleiter aus der Tabakwelt Essen zu gehen.

Torsten muss bis Donnerstag noch eine komplizierte Eröffnungsvariante für das Turnier in seinen Schädel prügeln. Das macht er jedes Mal, wenn wir irgendwo für einen Kaffee einkehren.

In der Kongresshalle war von hektischer Betriebsamkeit nix zu spüren, obwohl noch erhebliche Aufbauarbeiten anstehen, um bis morgen 18h alles für die 2.700 Teilnehmer vorzubereiten. 

Wow, wir haben uns für ein paar Minuten auch die Großkopferten Schachgrossmeister angeguckt. Auf dem einen Foto spielt grade der amtierende Weltmeister (Ding Liren, China; mit dem Rücken zur Kamera) gegen den wohl besten Schachspieler der Welt (Magnus Carlsen, Norwegen). Torsten war ganz aufgeregt – ähnlich wie damals im Formel-1-Fahrerlager von Monza als er fast Michael Schumacher und Rubens Barichello über den Haufen gelaufen hat.

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