Kevin allein im Saal
Noch läuft es für Torsten mal sowas von gar nicht. Die Erfahrung, nach drei gespielten Runden 0,0 Punkte auf der Habenseite zu sehen, ist eine neue – und nicht gerade positive – Erfahrung für ihn. Natürlich nagt es ein bißchen an ihm, auch wenn ihm die Stärke des Teilnehmerfeldes bekannt war. Die Seniorenturniere mit nur einer Runde pro Tag sind halt zum Einen weniger anstrengend und liefern zum Anderen bisher auch eine deutlich höhere Punkteausbeute.
In der Partie heute morgen gab es die Höchststrafe: er spielte am letzten Tisch… Während er in der allerersten Runde noch im Hauptsaal spielte, musste er heute seine Figuren im Gartensaal übers Brett bewegen. Damit ist sein Elmshorner Mannschaftskollege Kevin der Einzige, der noch mit den Super-Großmeistern in der Schwarzwaldhalle spielen darf.
Mein Tag sollte mich eigentlich auf den Karlsruher „Hausberg“ führen. Das war der Plan, jedenfalls als gestern noch das Knacken der 20-Grad-Grenze angezeigt war. So um 9h30 blickte ich, noch etwas verschlafen, aus dem Fenster des Hotelzimmers im 9. Stock Richtung Turmberg und: ich sah nix, nur eine dicke fette Nebelwand. Und wie die Temperaturen heute auf 20°C steigen sollen, war mir nicht klar. Vielleicht wenn sich der Nebel verzieht, vielleicht ist die Ursache auch der angekündigte Saharastaub.
Egal, ich hab‘ mich auf den Weg gemacht und bin gemütlich mit der ältesten noch im Betrieb befindlichen Standseilbahn Deutschlands vom Stadtteil Durlach auf den Turmberg hinaufgezuckelt. Erinnert mich an die Schloßbergbahn in Graz. Oben war es mir dann doch etwas zu huschig und nach einem Kaffee ging es wieder bergab. Falls das Wetter am Sonntag oder Montag besser ist, erklimme ich die 256 Meter des Turmberges vielleicht per pedes, über 522 Stufen. Unten in Durlach war um die Mittagszeit ordentlich was los; Marktstände vor der Kirche, Spaziergänger in den kleinen Gassen und gut gefüllte Cafés. Klein und niedlich ist es dort.
Als ich grade oben mein Käffchen schlürfte, rief Torsten nach seiner morgendlichen Partie an; Es war die vierte Niederlage in der vierten Runde! Ein absolutes Novum in seiner Turniergeschichte. Der Gegner heute morgen war ein ca. 12-Jähriger Junge vom HSK; also eines dieser Wunderkinder, dessen Wertungszahl die wahre Spielstärke nicht widerspiegelt.
Hoffentlich wendet sich das Blatt in diesem Turnier noch. Vor Beginn hatte er 2,5 Punkte aus neun Runden als Ziel ausgegeben, d.h. mit fünfmal Remis könnte es damit noch klappen.